27.07.2016 Zillertal-Pinzgau
27.07.2016

Pinzgau

Vorab der Dank an Rudi Stocker für die sehr aufwändige Organisation. Es galt nicht nur einen Fahrplan zusammenzustellen und Fahrkarten anzufordern. Dabei war auch zu berücksichtigen, welche Teilnehmer Ermäßigungen oder Freifahrten für welche Strecken beanspruchen konnten. Hinzu kam, dass es zwischen Mayrhofen und Krimml keinen öffentlichen Verkehr gibt, so dass Rudi sich um ein Busunternehmen kümmern musste, das den Transfer übernimmt. Auf der Teilstrecke Mittersill – Zell am See waren die Teilnehmer zusätzlich auf zwei verschieden Züge aufzuteilen. Schließlich hat Rudi in Mayrhofen ein Mittagessen reserviert. Der ganze Aufwand wurde für die Reisegruppe jedoch belohnt durch eine sehr abwechslungsreiche Fahrt dank etlicher verschiedener Verkehrsmittel und außerdem haben alle Anschlüsse vorzüglich geklappt. Und so verlief unsere Reise:

1. Etappe: (Großkarolinenfeld -) Rosenheim – Jenbach

Mit dem Meridian M 79057 kamen die ersten Reisenden aus Großkarolinenfeld, in den in Rosenheim die übrigen der 32 Teilnehmer zustiegen. Pünktlich um 7.28 Uhr setzte sich der Zug wieder in Bewegung und kam in Kufstein um 7.56 Uhr an. Dort Umsteigen in den Railjet RJ 962 (ab 8.25 Uhr), der uns bis Jenbach brachte (an 8.47 Uhr).


In Jenbach hatte Rudi einen längeren Aufenthalt eingeplant. Die Zeit konnte für eine Brotzeit im Bahnhofskiosk benutzt werden, vor allem aber bietet der Bahnhof Jenbach den Eisenbahnfreunden zwei Schmalspurbahnen, die ganz oder zum Teil mit Dampf betrieben werden:
Die Achenseebahn ist eine ca. 7 km lange Zahnradbahn in 1000mm-Spur, die auf Riggenbachscher Zahnstange ihre zwei Wagen bis Eben hinaufschiebt, dort umsetzt und den Zug in leichtem Gefälle bis zum Achensee zieht, wo man auf ein Schiff umsteigen kann. Die Loks mit der Achsfolge Bzt-n2 stammen aus dem Eröffnungsjahr 1899 und gelten als die ältesten Zahnradlokomotiven Österreichs.


Während unseres Aufenthaltes in Jenbach konnten wir beobachten, wie die beiden Loks bekohlt und mit Wasser befüllt wurden, dann ihre Wagen holten und mit zwei Zügen nebeneinander zur Abfahrt bereitgestellt wurden.


Die andere Schmalspurbahn ist die Zillertalbahn, die auf 760mm-Spur mit Diesellok-Wendezügen einen halbstündigen Planverkehr betreibt. Einmal am Tag verkehrt an bestimmten Tagen ein Dampfzug, den wir natürlich benützen wollten. Zuvor aber musste Rudi die Fahrkarten kaufen. Das war vorab nicht möglich. Bis zur Abfahrt konnte die Vorbereitung für den Dampfzug beobachtet werden.

2. Etappe: Jenbach – Mayrhofen (Zillertalbahn-Dampfzug)

Um 9.47 Uhr setzte sich unser D 211 (D = Dampfzug) mit Lok 4 in Bewegung. Sie wurde 1909 von Krauss & Co. in Linz gebaut, Bauart D 1‘-h2, vmax = 35 km/h, und ist eine Dauerleihgabe von Club 760, das sind Eisenbahnfreunde aus dem Murtal in Österreich, die Loks der Bosnischen Schmalspur sammeln und zum Teil weiter verleihen.

Nach kurzer Parallelfahrt zur Westbahn folgt eine 90°-Rechtskurve hin zur Innbrücke, danach 90° nach links bis zum Ausgang des Zillertals. Die Strecke verläuft dann oft neben der Straße oder entlang der Ziller. In einigen Stationen sind Begegnungs- oder Überholungshalte vorgesehen, weshalb die Fahrt bis Mayrhofen gut eineinhalb Stunden dauert, während die Regelzüge für die 32 km keine Stunde benötigen.

Wegen des dichten Verkehrs wurden 2008 zwei Streckenabschnitte zweigleisig ausgebaut: Kaltenbach – Aschau und Zell am Ziller – Ramsau-Hippach. Von Fügen-Hart führt eine Buslinie hinauf ins Skigebiet Hochfügen. Vom Hauptort Zell am Ziller zweigt die Gerlospassstraße ab. Im Endpunkt Mayrhofen gibt es zwei Seilbahnen: Ahornbahn und Penkenbahn. Das Tal führt weiter hinauf bis zum Speicher Zillergründl mit einer 186 m hohen Staumauer, in der Gegenrichtung gibt es eine Straße hinauf nach Hintertux ins Skigebiet am Olperer.

Vom Bahnhof Mayrhofen waren es nur wenige Schritte zum Gasthaus „Tiroler Stuben“ im Landhaus Carla, Schwendaustraße 197. Dort wurden wir dank Vorbestellungen zügig abgespeist inklusive eines Sonderwunsches (Kaiserschmarrn), so dass wir den nächsten Programmpunkt pünktlich in Angriff nehmen konnten.

3. Etappe: Mayrhofen – Bahnhof Krimml (mit Bus)

Pünktlich um 12.45 Uhr bestiegen wir den Bus der Krimmler Firma Posch (“Der Lümml von Krimml“) Der Busfahrer sorgte für Stimmung und Informationen. Zum Beispiel wissen wir jetzt, dass die Kirchen im Zillertal zu verschiedenen Bistümern gehören und an der Farbe der Kirchturmspitze unterscheidbar sind: rot – Tirol; grün – Salzburg. Über mehrere Kehren ging es schnell hinauf mit sehr schönen Ausblicken ins Zillertal. Im weiteren Verlauf sahen wir Seilbahnstationen für Siedlungen im Tal, die nur so von der hoch gelegenen Straße aus erreichbar sind.


Vor einem hohen Staudamm biegt die Straße ab und steigt weiter steil an, bis wir an einem Aussichtspunkt Halt machten. Nun konnten wir den großen Stausee Durlaßboden von weit oben überschauen und dazu im Hintergrund einige Dreitausender erkennen. Das Wetter war an dem Tag fast durchwegs gut, jedoch teilweise bewölkt, wodurch die Sicht eingeschränkt war.


Ein weiterer Halt erfolgte oberhalb von Krimml auf einem Parkplatz der Mautstraße. Von hier hatte man einen sehr schönen Blick auf die mit 380 m Höhe größten Wasserfälle Europas. Für einen Fußmarsch direkt zu den Krimmler Wasserfällen hin fehlte die Zeit.


Durch den kleinen Ort Krimml hindurch ging es dann weiter hinab bis zum Bahnhof Krimml. Dieser liegt in der Gemeinde Wald im Pinzgau und ist ca. 4 km und 100 Höhenmeter vom Ort Krimml den Wasserfällen entfernt. Eine Verlängerung der Pinzgaubahn bis Krimml war im Gespräch und dieser Wunsch ist bei vielen Menschen noch vorhanden.

4. Etappe: Krimml – Zell am See (Pinzgaubahn)

In der halben Stunde bis zur Abfahrt unseres Dampfzuges konnten wir diesen und das Bahnhofsgelände in Augenschein nehmen. Rudi musste wieder Fahrkarten kaufen. Pünktlich um 14.53 Uhr setzte sich der Dampfzug SLB 3391 in Bewegung und wieder konnten wir eine Fahrt in alten Wagen mit Holzbänken genießen. Zuglok war die Ds 9 mit der Nummer 73-019 aus dem bosnisch-herzegowinischen Schmalspurnetz (760 mm), die ebenfalls vom Club 760 langfristig an die Pinzgauer Lokalbahn (PLB) verliehen ist. Die ehemalige Schnellzuglok (1C1h2, Baujahr 1913) konnte ursprünglich 70 km/h schnell fahren, im Pinzgau ging es aber gemächlicher zu (vmax = 55 km/h). Die regelmäßig verkehrenden Wendezüge erreichen jedoch auf Teilabschnitten der 53 km langen Strecke bis zu 70 km/h.

Um die Pinzgaubahn stand es sehr schlecht, nachdem im Jahr 2005 ein Hochwasser große Streckenteile völlig zerstört hatte. Das Land Salzburg sorgte aber für den Wiederaufbau inklusive der Begradigung einiger enger Kurven und übertrug die Verkehrsbedienung der Salzburg AG. Die Strecke ist mit GPS und Rückfallweichen ausgestattet, wodurch keine Signale und weniger Personal notwendig wurden. Die Bahn dient nun als vollwertiges öffentliches Verkehrsmittel und führt auch einigen Güterverkehr durch. Benutzer sind heute Pendler, Schüler, Touristen und Radfahrer.

Gleich nach der Bahnhofsausfahrt mündet die Krimmler Ache in die sehr viel kleinere Salzach, der wir nun bis Zell am See (und weiter bis Salzburg) folgen. Kurz vor Neukirchen am Großvenediger (3674 m) hätten wir diesen vom Zug aus bewundern können, was die Wolken leider verhinderten. Das braune Wasser des Obersulzbachs mischte sich hier mit der grünen Salzach.

Etwa auf halber Strecke liegt Mittersill an der Verbindung von Pass Thurn mit dem Tauerntaunnel. Hier ist eine Überholung des Dampfzuges durch einen regulären Zug (SLB 3323) vorgesehen. Etwa die Hälfte der Teilnehmer stieg in diesen um, die übrigen fuhren mit dem Dampfzug weiter. Interessant war hier, dass für den überholenden Zug eine Weiche per Hand gestellt werden musste, da er auf dem Gegengleis neben dem Dampfzug halten sollte.

Bald nach dem Haltepunkt Fürth – Kaprun (rechts die vielen Stromleitungen vom Wasserkraftwerk Kaprun) erreichen wir das Gebiet von Zell am See. Von rechts schwenkt die zweigleisige Salzachtalbahn der ÖBB von Salzburg über Kitzbühel nach Wörgl – Innsbruck ein, deren Bedeutung für den Fernverkehr seit der Errichtung der Rosenheimer Kurve zurückgegangen ist. Dann sieht man auch schon den See. Linker Hand folgt am Haltepunkt Tischlerhäusl noch das Betriebszentrum der PLZ. Dort sind die „neuen“ Wagen zu sehen, die von der Mariazellerbahn übernommen wurden. Um 16.55 Uhr (Regionalzug) bzw. um 17.28 Uhr (Dampfzug) kamen wir in Zell am See an.

In Zell am See wähnten wir uns dann im Orient, denn der Ort ist im Sommer ein Zentrum arabischer Urlauber. Der Anblick dieser Vielzahl an z. T. tief verschleierten Frauen war zumindest ungewohnt. Ansonsten ist Zell ein kleiner Ort mit einem hübschen See mit Schifffahrt und Wasserspielen.

5. Etappe: Zell am See – Rosenheim

Von Zell ging es um 18.15 Uhr mit REX 5033 weiter bis Schwarzach-St. Veit. Das Salzachtal wir bald deutlich enger und schluchtartig. Es gibt wenige Siedlungen, dafür einige Tunnel. Hinter Taxenbach mündet bei Lend die Gasteiner Ache aus der Kitzloch-Klamm heraus. Dort befindet sich das Wasserkraftwerk der SAG Aluminiumwerke. Auf den nächsten Kilometern nähert sich uns (vom Zug aus nicht sichtbar) langsam absteigend die Tauernbahn, auf die wir dann im Bahnhof Schwarzach-St. Veit stoßen.

Die drei Minuten Umsteigezeit (an 18.47 Uhr, ab 18.50 Uhr) wurden dann um einige Minuten verlängert, die der EC 110 aus Klagenfurt Verspätung hatte (und die er bis Rosenheim nicht aufholen konnte).

Auch im EC 110 hat Rudi Stocker für uns Plätze reserviert. Unsere Begleiter-Tickets vom Morgen waren auf dieser 5. Etappe wieder gültig. Die Aufmerksamkeit für die landschaftlichen Schönheiten in der Salzachschlucht bei Werfen war eingeschränkt infolge einiger Ermüdungserscheinungen und später wegen der vielen Sichtschutzwände. Bei Salzburg verfinsterte sich zudem der Himmel sehr stark und bald schüttete es. Im Zug ist das aber nicht tragisch und auch im Speisewagen konnten es sich einige Teilnehmer noch gemütlich machen. Niklas hätte noch seinen Kollegen auf den Stellwerken Freilassing und Traunstein winken können. Jedenfalls kamen wir wohlgemut gegen 21.15 Uhr in Rosenheim an. Der Regen hatte aufgehört. Die Reise war hier offiziell zu Ende, für die Großkarolinenfelder und Mangfalltaler stand noch eine kleine Meridian-Zugfahrt (21.32 – 21.36 Uhr bzw. 21.40 Uhr) an.

Wieder einmal konnte man feststellen, dass Reisen mit unserem Eisenbahnclub absolute Highlights sind.